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Die Bajuwaren

…Nam regio illa Suavorum ab oriente Baioras habet, ab occidente Francos, a meridie Burgundiones, a septemtrione Thuringos; quibus Suavis tunc iuncti adherant Alamanni… …Denn jenes Gebiet der Sueben hat im Osten die Baiern, im Westen die Franken, im Süden die Burgunder, im Norden die Thüringer; diesen Sueben waren damals die Alamannen angeschlossen… >Die erste Nennung der Bajuwaren in der Gotengeschichte des Jordanes 551 n.Chr.<

Historisches zu den Bajuwaren

Übersichtskarte Völkerwanderungszeit

Die Völkerwanderungszeit

Der Vorstoß des Westgotenkönigs Alarich I. nach Italien zwang Stilicho, den Heermeister des Weströmischen Reiches in den Jahren 401/ 402 vorübergehend die nordalpinen Grenzprovinzen von Truppen zu entblößen. Der Kriegszug war letztlich die Folge umwälzender Ereignisse, die eine Generation früher weit im Osten stattgefunden hatten. Geschichtsbestimmender Faktor waren die Hunnen, ein Reitervolk aus Innerasien. In den Gesichtskreis der europäischen Historiographie traten die Hunnen, als sie um ca. 350 die iranischen Alanen am Kaspischen Meer unterwarfen und dann gemeinsam mit diesen das gotische Großreich angriffen. Die Masse der Westgoten floh 376 über die Donau und suchte Schutz im Römerreich. Die große germanische Völkerwanderung hatte begonnen.

Rätien und Ufernoricum zur Zeit des hl. Severin

Der hl. Severin

Für die zweite Hälfte des 5 Jahrhunderts haben wir mit der 511 von Eugippius verfassten „Vita Sancti Severini“ eine unschätzbare historische Quelle für Norikum und Rätien. Der „Mönch und Staatsmann“ Severinus kam bald nach dem Tode Atiilas aus dem Osten über Pannonien nach Noricum Ripense. Die Verhältnisse, die Severin bei seiner Ankunft in den beiden Grenzprovinzen vorfand waren chaotisch und zugleich symptomatisch für die allgemeinen Lebensumstände an der Donau. Die katholische romanische Bevölkerung war nur in den befestigten Städten, meist kümmerlichen Siedlungen in den Arealen mittelkaiserzeitlicher Kohorten- oder Legionskastelle, einigermaßen sicher.Das offene Land durchstreiften Räuberbanden, und die Städte, besonders an der oberen Donau, wurden häufig von germanischen Stämmen (Alamannen, Thüringern, Herulern, Sueben) angegriffen.

Rätien und Ufernoricum zur Zeit des hl. Severin

Stammtafel der agilolfingischen Herzöge ca. 550 n.Chr. – 788 n.Chr.

Die bajuwarischen Herzöge

Garibald, der erste namentlich erwähnte Herzog, wird bei Paulus Diaconus anlässlich der Heirat mit Walderade und bezüglich der Merowinger ausdrücklich „als einer von ihnen“ bezeichnet. Und schon 539/540 schrieb Theudebert an Justinian I., dass sein Reich bis an die Donau und die Grenzen Italiens und Pannoniens reiche. Der letze der bajuwarischen Herzöge ist Tassilo III., welcher 788 vom fränkischen König aufgrund unterlassener Lehenspflicht seines Amtes enthoben wird. Über die Herkunft des Herzogsgeschlechts kann nur spekuliert werden. Es fällt auf, dass kein bajuwarischer Herrscher den Namen Agilolf führte, dafür aber ein langobardischer Herzog und späterer König, nämlich Agilulf, der noch dazu thüringischer Abstammung gewesen sein soll.

Stammtafel der agilolfingischen Herzöge ca. 550 n.Chr. - 788 n.Chr.

Übersichtskarte 7. Jahrhundert

Fragen und mögliche Antworten: Wie sind die Bajuwaren entstanden? Die archäologische Forschung geht davon aus, dass mehrere Stämme an der Enstehung beteiligt waren. Diese Verschmelzung verschiedener Kulturen >romanische Siedler – germanische Söldner der römischen Grenztruppen – ostgermanisch gotische Stämme – Elbgermanen aus Thüringen und Böhmen< wird als Ethnogenese bezeichnet. Aus welchem Gebiet stammen die Bajuwaren, Baibari, Baiobari oder Baiovarii? Von den Bajuwaren sind keine Berichte über Wanderungen oder die Landnahme in den späteren Wohnsitzen überliefert. Ohne spektakuläre Ereignisse vollzog sich ihr Eintritt in die Geschichte. Ihre erste Erwähnung erfolgt beinahe nebenbei, im Zusammenhang mit anderen Ereignissen. Die allererste Erwähnung erfolgt durch den gotischen Geschichtsschreiber Jordanes im Jahre 551. Er erwähnt einen Krieg der Goten gegen die Sueben, der im Winter 469/ 470 stattgefunden haben soll. Winterkriege waren zu dieser Zeit etwas Ungewöhnliches. Dieser Winter war so kalt, dass sogar die Donau zugefroren war. Der Gotenkönig Theodemir führte sein Fußvolk über den erstarrten Fluss und überraschte seinen Gegner in dessen „Rücken“. Aus dieser Zeit stammt der Ausspruch … denn jenes Land der Sueben hat im Osten die Bajuwaren… (siehe Startseite) Wie waren die Grabsitten und welche archäologischen Befunde gibt es? Durch archäologische Untersuchungen an mehreren großen Gräberfeldern wurde viel Fundgut zutage gefördert. Außerdem können wir aufgrund der Ergebnisse zusätzliche Rückschlüsse ziehen. Beispiel Gräberfeld Altenerding: Der Bestattungsplatz umfasste ursprünglich mehr als 2.000 Gräber mit zum Teil überdurchschnittlich qualitätvollen Inventaren und wurde ohne Unterbrechung von der Mitte des 5. bis in das 8. Jahrhundert belegt. In der ersten Belegungsphase überwiegt in den west-ost-orientierten Körpergräbern das Beigabengut thüringisch-böhmischer, ostgotischer und früher langobardischer Provenienz. Weniger häufiger sind Schmuck und Gerätformen westlich-alamannischer Herkunft festzustellen. Letztere werden in den Gräbern des 6. Jahrhunderts dominierend, wobei Verbindungen zum langobardischen Italien durch einzelne Fibeltypen belegt sind. Bedeutsam ist der anthropologische Serienbefund an den gut erhaltenen Skeletten. Im Durchschnitt weichen ca. 14 % aller untersuchten Individuen vom üblichen Typus der süddeutschen „Reihengräberbevölkerung“ ab und zeigen grazile, wohl stärker mediterrane Züge. In einer Randzone des Friedhofs erhöht sich der Anteil der „mediterranen Leute“ um das Doppelte. In diesem Bereich sind die frühesten Gräber angelegt, die trotz wertvoller und damit datierender Beigaben dem sonst gängigen Ausstattungsmuster nicht folgen. Sie weisen einen relativ hohen Besitz mitteldeutsch-böhmischen Charakters auf und zudem gehören alle sechs weiblichen Individuen mit hunnisch beeinflusster künstlicher Schädeldeformationen zu dieser anthropologischen Gruppe. Es scheint sich hier eine ethnische Minderheit anzuzeigen, die Mitte des 5. Jahrhunderts bereits in Altenerding ansässig war oder kurz davor aus dem hunnischen Machtbereich Transdanubiens (Westungarn) eingewandert ist.

Übersichtskarte 7. Jahrhundert
Verwendete Literatur

Alle Informationen insbesondere Textauszüge, Zitate und Abbildungen sind folgenden Werken entnommen: Frühgeschichte Bayerns – Wilfried Menghin – Theiss Verlag Die Bajuwaren von Severin bis Tassilo 488-788 – Landesausstellung des Freistaates Bayern u.d. Landes Salzburg 1988 – herausgegeben von Hermann Dannheimer und Heinz Dopsch Die Franken Wegbereiter Europas – Katalog Handbuch – herausgegeben von Alfried Wieczorek, Patrick Perin, Karin v. Welck, Wilfried Menghin – Verlag Philipp von Zabern Das Reihengräberfeld von Altenerding in Oberbayern – Walter Sage – Gebr. Mann Verlag Berlin

Baiuvaren im Isengau

Die Fagana werden in der Lex Baiuvariorum, in der das alte Volksrecht des baierischen Stammesherzogtums ab 635 zusammengefasst wurde, neben den Trozza, Huosi, Hahilinga, Anniona und dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger ausdrücklich genannt und waren damit eines der sechs bayerischen Urgeschlechter. Das Stammland der Fagana war die Gegend zwischen Isar und Inn und zwischen Mangfall und dem Unterlauf der Amper. Zu ihrem Gebiet gehörten auch der Erdinggau und der Isengau. Der älteste uns bekannte Gaugraf der Fagana ist der an der Isen begüterte Graf Job (Jakob, um 790 bis 820). Die Studien Fastlingers über die Fagana zeigen, dass der Isengau als Hauptgau faganischer Besitzungen anzusehen ist und dass besonders das obere Isental eine Anziehungskraft auf diese Sippe ausübte. Dass sich bei der Besiedelung Bayerns viele Familien in und um Isen niederließen, geht aus den auf -ing endenden Ortsnamen wie z. B. Pemmering, Penzing, Schnaupping u.s.w. hervor. Die Endung „-ing“ wurde den Namen der bayerischen Ursiedlungen angehängt. Einer der Hauptorte der Fagana war die Herrschaft Burgrain. Atto der Kienberger, Bischof von Freising, erwarb im Tausch Burgrain von dem Fagana Riphwin im Jahre 808, die Bestätigung des Tausches erfolgte durch Karl den Großen am 4. Mai 811 Quelle: Wikipedia